
Die Finanzierbarkeit eines Zukaufes hängt vor allem vom Unternehmen selbst ab
Auch bei der Finanzierung einer Unternehmensübernahme gilt: Käufer ist nicht gleich Käufer
Neben dem Unternehmen selbst hat natürlich auch ein künftiger Käufer einen erheblichen Einfluss auf die Finanzierung eines Unternehmenskaufes. Dazu muss man sich einmal vor Augen führen, welche potenziellen Gruppen von Käufern es gibt:
Privatpersonen, die als Käufer für Unternehmen auftreten, werden sich typischerweise aktiv im Zielunternehmen einbringen wollen (sogenannter Management Buy-In) oder sind gar bereits im zu übergebenden Unternehmen aktiv (Management Buy-Out). In diesem Fall wird fast immer die Hilfe von einem Finanzierungspartner nötig sein, um das vorhandene Eigenkapital der Privatperson aufzustocken. Hier treten beispielsweise Banken auf den Plan. Diese legen bei der Finanzierung einer Firmenübernahme großen Wert darauf, dass eine Person über die nötige Fachkenntnis bzw. Branchenexpertise (zum Beispiel aus einem vorangegangenen Angestelltenverhältnis in der gleichen Branche) vorhanden ist.
Gerade im Gesundheitssektor (zum Beispiel Medizin, Pflege, etc.), aber auch in anderen Branchen, kann neben einer angemessenen Ausbildung auch das Vorliegen entsprechend relevanter Qualifikationen und Zulassungen entscheidend für das Fortbestehen eines Unternehmens sein. In anderen Fällen einer Unternehmensübernahme kann der Fokus eher auf einer kaufmännischen Eignung liegen.
In den letzten Jahren hat sich die Finanzierung von Unternehmensübernahmen durch Privatpersonen eher zum Besseren gewandelt. So gibt es mittlerweile beispielsweise die Möglichkeit mit Finanzierungspartnern (zum Beispiel Family Offices) zusammen ein Unternehmen zu kaufen und dann operativ weiterzuentwickeln. Sie als Unternehmer, der seine Firma zu verkaufen wünscht, können die Finanzierung einer Übergabe zum Beispiel durch Verkäuferdarlehen oder Earn-outs unterstützen. Mehr dazu erläutern wir weiter unten.
Mit strategischen Investoren sind typischerweise größere Wettbewerber gemeint. Es kann sich aber auch um andere Teilnehmer des gleichen Marktes (zum Beispiel Kunde oder Lieferant) oder eines angrenzenden Marktes handeln. Wie der Name schon sagt, ist ihr Interesse vor allem strategisch. Diese Käufergruppe hat typischerweise ein Interesse daran, das eigene Geschäft durch einen Firmenkauf zu erweitern, neue Kunden und Marktanteile zu übernehmen und so weiter zu wachsen.
Dadurch, dass ein strategischer Investor typischerweise hinsichtlich verschiedener Aspekte Synergien heben kann (zum Beispiel durch Cross-Selling, im Einkauf, bei Gruppenfunktionen, etc.), hat eine Unternehmensübernahme für ihn einen besonders hohen Wert, den ein anderer Firmenkäufer (zum Beispiel ein Private Equity Fonds) auf einer Stand-alone-Basis nicht generieren kann. Entsprechend gut ist regelmäßig die Zahlungsbereitschaft eines solchen Käufers. Eine Finanzierung wird ein solcher Käufer gewöhnlich nicht separat, sondern aus seiner laufenden Finanzierung heraus stemmen können, sofern der Firmenkauf im Verhältnis klein ist.
Auch bei strategischen Käufern, die auf einer Gruppenebene finanziert sind, haben das Markt- und Zinsumfeld einen entscheidenden Einfluss auf die Finanzierungskonditionen und die Finanzierbarkeit allgemein. Mehr zu den Rahmenbedingungen unten.
Finanzinvestoren beinhalten verschiedene Käufertypen, wie Private Equity (PE), Family Offices (FO) oder auch Asset Manager. KMUs sind vor allem für letztere als Investitionsziel nicht relevant. Private Equity Fonds haben oft Mindestanforderungen an ein Zielunternehmen, jedoch sind auch im KMU-Bereich einige relevante Spieler aktiv. Vor allem Family Offices beteiligen sich gerne an KMUs und sind oft sehr von einer unternehmerischen Anlagestrategie geleitet.
Family Offices verwalten das Kapital von Unternehmern und sind oft in verwandten Branchen aktiv. Da sie typischerweise keine Rücksicht auf Fondslaufzeiten nehmen müssen, können Sie Unternehmen auch für die Bestandshaltung kaufen und langfristig entwickeln. Dabei arbeiten Sie gerne mit geeigneten Führungsteams zusammen, welche die operative Leitung des Betriebs nach der Firmenübergabe übernehmen und ihrerseits oft durch einen Anteil am zugekauften Unternehmen incentiviert sind. Das Family Office kombiniert damit seine Finanzkraft mit der Expertise von geeigneten MBI-Kandidaten.

Bei der Finanzierung von einer Unternehmensübernahme sollte man nicht nur an Banken denken
Lange dachte man bei der Finanzierung von einem Unternehmenskauf vor allem an Banken, welche das vorhandene Eigenkapital mit Fremdkapital aufstockten, ähnlich einer Immobilienfinanzierung. Wie damals, gilt auch heute noch: Je größer der Eigenkapitalanteil, desto leichter ist es, das fehlende Fremdkapital zu erhalten. Noch immer sind 30% Eigenkapital ein gutes Maß. Darauf alleine kommt es aber nicht an, sondern es spielt vor allem die Tragfähigkeit des Unternehmens (also Cashflows, die zur Bedienung von Zins und Tilgung herangezogen werden können) eine große Rolle.
Auch das Stellen von Sicherheiten, also zum Beispiel Betriebsimmobilien oder die Anteile am Unternehmen selbst, macht es leichter, einen Finanzierungspartner zu finden. Dies gilt auch für Nicht-Banken als Finanzierungspartner.
So kommt es zunehmend häufiger vor, dass sich beispielsweise ein MBI-Kandidat mit einem Family Office zusammentut und dieses das benötigte Kapital bereitstellt (oder zumindest das Eigenkapital, sodass eine Fremdfinanzierung durch andere möglich wird). Der MBI-Kandidat kann sich dann mit eigenem Eigenkapital ebenfalls beteiligen und erhält damit im Zuge des Unternehmensverkaufes ebenfalls einen Teil der Anteile am Unternehmen. Neben Eigenkapital-Fonds gibt es auch Debt-Fonds, welche – ähnlich wie Banken – Fremdkapital zur Verfügung stellen.

Auch Sie als der, der ein Unternehmen zu verkaufen hat, können bei der Finanzierung des Unternehmenskaufes eine Rolle spielen. Dies kann auf unterschiedliche Art geschehen. So könnten Sie einem Käufer zum Beispiel einen Kredit gewähren – ein Verkäuferdarlehen – um damit einen Teil des Kaufpreises zu finanzieren. Die Gewinne des Unternehmens könnten für die Tilgung dieses Darlehens herangezogen werden und die zuvor verkauften Anteile als Sicherheit für Sie dienen. Sofern Sie nicht sofort alle Anteile am Unternehmen veräußern müssen, könnten in einem ersten Schritt zum Beispiel auch erst 70% der Anteile Ihres Unternehmens abgeben und ein Käufer kauft die restlichen 30% in Gänze zu einem späteren Zeitpunkt oder in „Raten“.